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Terroranschläge in Brüssel: Brauchen wir nun ein grundsätzlich neues Sicherheitskonzept für den öffentlichen Terminalbereich an Flughäfen?

Die schrecklichen koordinierten Terroranschläge in Brüssel vom 22.03.2016 haben eine neue Diskussion im Zusammenhang mit dem Schutz des öffentlichen Terminalbereichs an Flughäfen losgetreten. Diese Diskussionen sind nicht neu und werden schon seit einiger Zeit von Sicherheitsexperten geführt. Der schreckliche aktuelle Anlass wird eine neue Dynamik in die Diskussion bringen

In bestimmten Ländern (beispielsweise in der Türkei, Indien, Pakistan, Ägypten, Russland und vielen Ländern im Mittleren Osten) sind an bestimmten Flughäfen umfassende Personen- und Gepäckkontrollen bereits beim Betreten von Flughafenterminals durchaus völlig normal. Sollten wir ebenfalls in Deutschland und Europa über solche vorgelagerten Schutzmaßnahmen an Flughäfen (Soft Targets) nachdenken? Sind solche Kontrollen überhaupt durchführbar und sind die meisten Flughäfen überhaupt baulich bzw. räumlich dafür ausgelegt? Viele Fragen die es nun gilt in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten im Detail zu betrachten und Antworten darauf zu finden.

Machen wir uns aber bitte nichts vor, mit der vorgelagerten Personen- und Gepäckkontrolle beim Betreten des Terminals verlagern wir das Restrisiko lediglich außerhalb des Terminals; nicht wirklich mehr und auch nicht wirklich weniger.

Momentan (Stand: 22.03.2016) überschlagen sich die Meldungen noch und es gibt derzeit keine belastbaren Details, wie es exakt zu dem Bombenanschlag am Brüsseler Flughafen gekommen ist. Unbestätigten Berichten zufolge wollen einige Augenzeugen verdächtige Gepäckstücke vor der Explosion in der Nähe des Check In Bereichs einer amerikanischen Fluggesellschaft gesehen haben, andere Augenzeugen sprechen wiederum von einem Selbstmordattentäter, der sich in die Luft gesprengt hatte. Wie dem letztendlich auch sei, es muss die Frage beantwortet werden, wie wir das Platzieren einer Bombe im öffentlichen Terminalbereich zukünftig verhindern bzw. erschweren können. Denn eines ist ganz klar, derzeit ist es sehr einfach und ohne Risiko möglich, solche Sprengsätze im öffentlichen Teil eines Flughafens zu platzieren.

Es stellt sich folgende Frage:

Ist es praktikabel alle Personen vor dem Betreten eines Flugzeugterminals zu kontrollieren?

Bei Bestandsflughäfen ist es aufgrund der baulichen und räumlichen Gegebenheiten bei manchen Flughäfen möglicherweise umsetzbar, bei den meisten Flughäfen wiederum wohl nur sehr schwierig bis gar nicht darstellbar.

Bei Flughäfen die in der Entwicklungsphase bzw. sich im Neubau befinden, kann man die baulichen und räumlichen Anforderungen für solch eine zusätzliche und vorgelagerte Kontrollstelle sicherlich mit berücksichtigen. Nach meiner Einschätzung sollte dies bei Neubauprojekten auf jeden Fall in Erwägung gezogen werden, um so ein Höchstmaß an Sicherheit zu erreichen und den (neuen) Bedrohungslagen gerecht zu werden.

Eine echte Herausforderung wird es in der Tat an großen bestehenden Flughäfen mit einem hohen Fluggastaufkommen geben. Schauen wir uns einmal zwei deutsche Flughäfen etwas näher an, so haben wir beispielsweise in Frankfurt ein Fluggastaufkommen von durchschnittlich ca. 180.000 (2015) Personen pro Tag und in Hamburg von durchschnittlich ca. 45.000 (2015) Personen pro Tag. Wenn ich mir die baulichen Gegebenheiten in Hamburg beispielsweise einmal vor Augen halte, dann kann ich mir nur bedingt vorstellen, wie solch eine grundsätzliche Personen- und Gepäckkontrolle vor dem Betreten der beiden Terminals in Hamburg heute praktisch stattfinden kann.

Ich gehe davon aus, dass es in Deutschland und Europa nun zu einer verstärkten Polizei- und Bundespolizeipräsenz sowie zu erhöhten punktuellen Zufallskontrollen von Personen im öffentlichen Terminal- und im Außenbereich von Flughäfen kommen wird; mit und ohne Sprengstoffspührhunde. Die Frage die sich hier allerdings stellt ist, wie lange können solche punktuellen Maßnahmen aufrechterhalten werden? Eines ist sicher, so wie bisher kann es wohl leider nicht weitergehen. Neue, angepasste und effektive Sicherheitsmaßnahmen müssen zeitnah umgesetzt werden.

Der Terrorismus hat eine neue Qualität bekommen und in immer kürzeren zeitlichen Abständen finden schreckliche Anschläge in Europa statt. Wir müssen uns mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln darauf vorbereiten, dem Terror (der nicht vor Landesgrenzen halt macht und leider bereits in unserer unmittelbaren Nachbarschaft angekommen ist) entsprechend zu begegnen.

Der Blogbeitrag wurde am 22.03.2016 (mittags) erstellt.