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Iran: Wie ist die aktuelle Situation für westliche Unternehmen und Geschäftsreisende in der Islamischen Republik Iran?

Experten sind sich einig: Der größte Risikofaktor im Iran ist und bleibt die politische Stabilität.

Die Aufhebung der Sanktionen und die Öffnung des Iran zur westlichen Welt bietet zweifelsohne besonders für deutsche und europäische Unternehmen herausragende Chancen und Möglichkeiten.

Ich teile die Einschätzung zahlreicher Experten, dass das Geschäftspotenzial für deutsche und europäische Unternehmen in der Anfangsphase größer sein wird, als es sich für US – amerikanische Unternehmen womöglich darstellt. Dies mag zum einen in den noch immer in der iranischen Bevölkerung weit verbreiteten Vorbehalten gegenüber den USA liegen, zum anderen liegt es allerdings auch daran, dass US – amerikanische Unternehmen sicherlich gerade in der Anfangsphase noch etwas zurückhaltender agieren werden, als es ihre Kollegen bzw. Wettbewerber aus Europa womöglich sein werden. Ob sich diese Einschätzung bewahrheitet bleibt abzuwarten.

Dennoch kann man davon ausgehen, das sehr wohl der Handel mit dem Iran insgesamt aus allen Richtungen schnell und zügig zunehmen wird, die umfassenden Investitionen der westlichen Unternehmen (Europa, USA) im Land selbst allerdings wohl noch ein wenig auf sich warten lassen werden. Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten: Es bleibt zunächst abzuwarten, ob sich der Iran in der Tat an alle Abmachungen langfristig halten wird und wie sich die politische Situation im Land stabilisiert bzw. weiterentwickelt. Daran werden auch die ausländischen Unternehmen ihre Investitionsbereitschaft im Iran festmachen.

Von den derzeit gut 80 Mio. Einwohnern im Iran, sind fast die Hälfte unter 30 Jahren. Dies bietet für westliche Unternehmen unglaubliche Chancen und Möglichkeiten, sowie Marktpotentiale. Der Iran hat ein enormes Nachholpotential und ist sprichwörtlich hungrig nach westlichen Marken, Waren und Artikeln (fast) aller Art.

Grundsätzlich können ausländischen Unternehmen im Iran (100%) Tochterunternehmen alleine ohne lokale (Joint Venture) Partner gründen und ihre Geschäfte betreiben. Es ist sicherlich nicht unbedingt ratsam, diese Tochterunternehmen gänzlich bzw. ausschließlich mit Expats zu besetzen und die Geschäfte nur durch Nicht – Iraner führen zu lassen. Es ist empfehlenswert in die Geschäftsführung ebenfalls Iraner bzw. iranstämmige Manager bzw. Führungskräfte mit lokalen Netzwerken und Zugängen einzubinden; und dies nicht nur wegen der kulturellen und sprachlichen Kenntnisse. Eine Herausforderung für Sicherheitsverantwortliche von Unternehmen wird in diesem Zusammenhang allerdings auch sein, diese neuen Mitarbeiter entsprechend zu überprüfen (Stichwort: Pre-Employment Screening bzw. Kandidaten Background Checks); und dies nicht nur auf ihre fachlichen Kompetenzen hin.

Wirklich spannend wird es für die Unternehmens- und Konzernsicherheitsabteilungen westlicher Unternehmen, die mittel- bis langfristig sicherlich auch versuchen werden, Corporate Security Manager oder ähnliche Funktionen im Iran zu implementieren. Es bleibt abzuwarten, ob dies in der Tat direkt im Iran erfolgen kann oder ob die Betreuung doch besser beispielsweise von der Türkei aus erfolgen sollte. Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen eindeutig sein und es zulassen, privatwirtschaftliche Sicherheits- und Ermittlungsmaßnahmen im Iran durchführen zu können, ohne dem Verdacht der „Spionage“ ausgesetzt zu werden.

Das Gleiche gilt sicherlich auch für Security & Medical Assistance – Anbieter, sowie für externe Sicherheitsberatungen und Risiko-/Krisenmanagementberatungen, die mit großer Wahrscheinlichkeit auch in naher Zukunft von ihren westlichen Industriekunden um Unterstützung bei bestimmten Sachverhalten gebeten werden. In diesem Zusammenhang ist es außerordentlich wichtig, dass man sich als externer Dienstleister mit allen Maßnahmen im Iran an das jeweils geltende iranische Recht hält; ohne wenn und aber.

Wie unterschiedlich und drakonisch die Strafen im Ausland sein können zeigt der Fall eines iranischen Milliardärs, der Anfang März 2016 wegen schwerer Korruption und Veruntreuung zum Tode verurteilt wurde. Der iranische Geschäftsmann stand im Übrigen ebenfalls auf den Sanktionslisten der USA/UK/EU wegen schwerer Verfehlungen.

Hier ein paar Verhaltensempfehlungen für den Aufenthalt im Iran:

– Reisende sollten immer die politischen Entwicklungen und Tendenzen im Land im Auge behalten.

– Kundgebungen und Ansammlungen von Menschen (z.B. Demonstrationen) sollten gemieden werden.

– Des weiteren sollte es unterlassen werden, Filmaufnahmen oder Fotos von solchen Veranstaltungen zu machen, oder Details davon ggf. über soziale Netzwerke und Medien zu verbreiten.

– Es sollten keine Fotos von behördlichen und/oder militärischen Einrichtungen gemacht werden.

– Kritische Reiseberichte sollten von westlichen Unternehmen oder deren Geschäftsreisenden nicht getätigt bzw. veröffentlicht werden.

– Die Kommunikation im Iran über Mobiltelefone / Smartphones, sowie per Email , SMS oder über das Internet sollte während des Aufenthaltes im Iran auf ein Minimum beschränkt werden. Hierbei ist es ebenfalls wichtig, keine kritischen Kommentare oder Anmerkungen, sowie keine vertraulichen geschäftlichen Unterlagen, Details und Dokumente zu versenden bzw. zu empfangen.

– Es sollten keine vertraulichen Geschäftsdaten auf mobilen Endgeräten mitgeführt werden. Falls möglich, sollte man für die Reise in den Iran immer sogenannte „Reisegeräte“ mitführen und nicht die eigentlichen Gerätschaften, (Smartphones/Mobiltelefone, Notebooks, Laptops, Tablets …) mit umfassenden Geschäftsdaten wie beispielweise Kundenlisten, Know-how Details, geschäftlicher Schriftverkehr und Kundenverträge oder Ähnliches.

– Deutsche Staatsbürger die in den Iran reisen sollte sich auf jeden Fall in die Krisenvorsorgeliste eintragen; siehe auch http://service.diplo.de/registrierungav

– Bestimmte Regionen im Iran, wie beispielsweise die Grenzregionen zum Irak und zu Pakistan, sowie die Provinzen Sistan-Belutschistan und Kurdistan sollten gemieden werden.

– Deutsche und/oder europäische Reisende sollten darauf achten, dass es keine Ein-/Ausreisestempel der USA oder Israel in den Reisepässen gibt.

– Westliche weibliche Reisende sollten ihren Kleidungsstil den Gegebenheiten und Gepflogenheiten vor Ort anpassen.

– Kritisieren Sie vor Ort nicht die lokalen Gegebenheiten.

– Sprechen oder diskutieren Sie niemals über Politik oder Religion.

– Verhalten Sie sich unauffällig: Maintain A Low Profile!

Übrigens, die vorgenannten Verhaltensempfehlungen gelten nicht nur ausschließlich für den Iran … sie haben Allgemeingültigkeit für viele andere Länder im Mittleren Osten und Vorderasien / Westasien.