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Interview zum Thema Reisesicherheit mit Herrn Sven Leidel

Was verstehen Sie unter angemessener Reisesicherheit?

Hier kommt es darauf an, wohin die Reise geht, und damit natürlich auch, wie ich mich selbst oder meine Mitarbeiter vorbereiten muss. Es ist sicherlich nicht ratsam, ausschließlich auf das Auswärtige Amt zu verweisen, weil diese über gewisse Situationen nicht unbedingt zeitnah informieren und auch staatlich gefärbte Informationen abbilden. Angemessen ist das, was sinnvoll ist. Möchte beispielsweise einer meiner Kunden nach Johannesburg in Südafrika gehen, müssen gewisse Maßnahmen einfach getroffen werden – Fortbildung, Ausbildung, Vorbereitung, Schulung, vielleicht ein gesicherter Transport vor Ort,  und das war es. Möchte er jedoch in eine Region reisen, in welcher in den letzten Wochen die Minen-Unruhen stattgefunden haben, ist das natürlich ein anderer „Schnack“, wie die Hamburger sagen: Da muss dann doch etwas mehr getan werden. Denn angemessene Sicherheit muss grundsätzlich in einem Verhältnis stehen, auch finanziell. Mittelständler haben dabei sicherlich ein anderes Verständnis als große Konzerne. Doch letztendlich gibt es immer die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers, deshalb muss definitiv immer etwas unternommen werden, wenn man Mitarbeiter entsendet.

Ist der optimale Spagat zwischen Sicherheit und Geschäft überhaupt möglich?

Ja, ich denke schon. Die Unternehmenssicherheit oder Konzernsicherheit, dementsprechend die Sicherheit auf Reisen,  soll kein Geschäftsverhinderer sein, sondern die Möglichkeit bieten, Geschäfte auch in Regionen und Ländern zu machen, die uns sehr fremd sind. Das kann auch bedeuten, dass es sich um eine Krisen- oder Kriegsregion handelt. Wir verstehen uns als Dienstleister, mit dem Ziel, den Weg für Geschäfte zu bereiten,  denn jedes Unternehmen will schließlich Geld verdienen. Dabei muss immer ein Spagat gemacht werden.

Stichwort Entführung: Echte Bedrohung oder Panikmache – Was ist Ihre persönliche Empfindung?

Das kommt auf das Land an. In Deutschland würde ich sagen: Möglicherweise Panikmache. Es gab in den letzten Jahren zwar auch in Deutschland ein paar Entführungsfälle, aber wenn wir uns im Vergleich dazu Lateinamerika ansehen: Mexiko, Kolumbien oder auch Venezuela – hier ist es in der Tat eine echte Bedrohung. Dann gilt es auch, darauf vorbereitet zu sein, egal ob als Geschäftsreisender oder als Expat, wenn man dorthin entsandt wird. Allerdings muss man es nüchtern betrachten: Es ist ein Geschäftszweig, man darf es nicht persönlich nehmen. Hierbei geht es meist nicht um die Person. Die Entführer wollen einfach nur Geld verdienen!

Gehen viele Arbeitnehmer auf Geschäftsreisen zu nachlässig mit Ihrer Sicherheit um?

Definitiv! Es werden Kardinalfehler gemacht. Unterhält man sich mit den Betroffenen, sagen sie: Natürlich ist es selbstverständlich, dass man ein Low-Profile bewahren muss oder dass man sich nachts nicht in einer Stadt oder in gewissen Stadtteilen bewegt. In der Tat gehen jedoch sehr viele zu sorglos mit dem Thema um, auch was den Daten- und Know-How-Schutz betrifft: Wenn jemand in der Bahn oder im Flugzeug am Laptop arbeitet, werden die Daten häufig nicht vor den Blicken anderer geschützt. Als extrem schlimm habe ich bisher besonders die „alten Hasen“ empfunden, die sagen: „Ach, da war ich schon 20, 30, 40 Mal. Ich kenne mich aus“. Gerade diejenigen machen immer wieder die gleichen Fehler.

Informieren Sie sich auch bei Privatreisen über sicherheitsrelevante Besonderheiten Ihres Reiselandes (bspw. Auswärtiges Amt etc.)?

Ja und Nein. Im Grunde ist es ja mein täglich Brot, zu wissen, was wo passiert, deshalb ist es bedingt. Ich informiere mich darüber, wenn es in Regionen geht, die mir selbst fremd sind. Geht es aber nach Dänemark, Holland oder in die USA, dann natürlich nicht. Es ist also vom entsprechenden Reiseziel abhängig.