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Flugzeugunglück LaMia 2933 vom 29.11.2016: Sind Charterflüge riskanter als Linienflüge?

Vor mehr als 10 Jahren zeigte eine Schweizer Studie, dass Charterflüge bis zu 17-mal riskanter sind als Linienflüge. Der Studie zufolge waren besonders riskante Fluggegenden in Afrika und Lateinamerika zu finden. Die Studie kam ebenfalls zu dem Fazit, obwohl Linienmaschinen mehr als 60% aller Flüge absolvieren, sind sie in weniger als ein Drittel aller Unfälle verwickelt.

Die Studie wurde im August 2005 durchgeführt, nachdem in kurzen Abständen zwei Flugzeuge abstürzten. Ein Flugzeug stürzte damals nahe Athen auf einen Berg, 121 Menschen starben. Nur zwei Tage später zerschellte eine Maschine in einer abgelegenen Bergregion in Venezuela, dort kamen 160 Menschen ums Leben. Die Katastrophen eint, dass Flugzeuge finanzschwacher Charter-Airlines ihre Passagiere buchstäblich in den Tod flogen. Ein Zufall sicher, die damalige Studie zeigt jedoch auch ein Muster: Das Risiko eines Unfalls mit dem Flugzeug einer Charter-Gesellschaft ist demnach 17-mal höher als bei Linienflügen; so die damals recherchierenden Analysten.

Der Absturz des Charterflugs LaMia 2933 (Flugzeugtyp Avro RJ85 mit Erstflug 1999) vom 28.11.2016 hatte eine Anreihung von tragischen Fehlern und Unglücken als Ausgangspunkt. 71 Menschen starben durch den Absturz, einige wenige überlebten den Absturz aber auch. Letztendlich stürzte der Air Charter Jet ab, weil er kein Kerosin mehr hatte. Das war bei diesem großen und schweren Unglück auch das Glück der Überlebenden, denn Feuer ist bei Flugzeugabstürzen die Todesursache #1. Da das Flugzeug kein Kerosin mehr hatte, so hatte sich auch kein Feuer nach dem Absturz entfachen können. Glück im Unglück für einige Wenige.

Die Entfernung zwischen dem Abflughafen und dem Zielflughafen beträgt offiziellen Angaben zufolge 2.972 km. Die Avro RJ85 ist für eine maximale Flugstrecke von 2.963 km ausgelegt. Der Pilot musste, ersten Ermittlungen zufolge, zwei Extraschleifen fliegen, die nochmals ungefähr 100 km on top auf die Flugstrecke hinzufügten. Die Absturzstelle war ca. 19 km vom Zielflughafen entfernt. Normalerweise müssen Piloten für Flüge soviel tanken, dass sie im Notfall noch über einen Puffer von 30 Flugminuten verfügen können.

In einem Interview auf dem TV Sender CNN merkte eine ehemalige Aviation Incident Ermittlerin der US Behörde Transportation Security Administration (TSA) an, dass das Risiko auf einem Charterflug zu verunglücken ca. 3-mal so hoch sei, wie bei einem Linienflug. Dies liegt u.a. darin begründet, dass die Regularien und Vorgaben im Linienflugbetrieb um Längen umfangreicher und strenger sind, als es im Charterflugbetrieb der Fall ist.

Hat der Pilot aus finanziellen Aspekten beim Landeanflug dem Tower nicht mitgeteilt, dass das Kerosin knapp wird? In solch einem Fall erhalten Flugzeuge Priorität im Landeanflug, allerdings auch ein Bußgeld. Die Ermittlungen dauern derzeit noch an. Es bleibt abzuwarten, ob es sich um einen Pilotenfehler im Zusammenhang mit der Betankung und der Einschätzung zur Flugstrecke handelte, oder ob doch ein anderer Grund zum Absturz geführt hat.