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15.07.2016: Militärputsch in der Türkei; Kann man derzeit in die Türkei reisen?

Auf die Frage, ob man nach dem versuchten Militärputsch vom 15.07.2016 noch in die Türkei reisen kann, würde ich jetzt mit ein paar Tagen Abstand zu dem Putschversuch mit einem „Es kommt darauf an …” antworten wollen.

Die Ereignisse überschlagen sich momentan und es wird von knapp 3.000 entlassenen Richtern, rund 6.000 Verhaftungen und gut 13.000 Entlassungen von Staatsbediensteten (darunter angeblich auch knapp 8.000 Polizeibeamte) gesprochen. Alle im Urlaub befindlichen Staatsdiener sollen schnellstmöglich in die Türkei und an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, so die offizielle Verlautbarung aus Regierungskreisen. Alle Zahlen die man in den Medien derzeit hört oder liest sind allerdings mit Vorsicht zu bewerten.

Wie so häufig in hektischen, unruhigen und nur schwer zu deutenden Situationen bzw. Lagen, so kann es auch im Zusammenhang mit den jüngsten Ereignissen in der Türkei sein, dass die Medien etwaige Falschmeldungen oder fehlerhafte Meldungen unwissentlich und unbewusst weiter verbreiten ohne den exakten Wahrheitsgehalt zu überprüfen bzw. überhaupt überprüfen zu können: Ein kritisches Hinterfragen und ein besonnenes Abwarten ist derzeit also mehr denn je gefordert und notwendig. Es sind derzeit so viele Gerüchte und Verschwörungstheorien im Umlauf, so dass man als Außenstehender den Überblick verlieren könnte. Hinzu kommt die Tatsache, dass es dermaßen viele unterschiedliche Gruppierungen und Strömungen mit unterschiedlichen Interessen in der Türkei aber auch außerhalb der Türkei gibt, die allesamt behaupten, dass ihre Sichtweise die einzig wahre und richtige ist. Nochmals, als Außenstehender hier den Wahrheitsgehalt zu finden ist unglaublich schwierig, wenn nicht gar unmöglich.

Das Auswärtige Amt hat derzeit (Stand: 18.07.2016; 18:00 Uhr) noch keine Reisewarnung für die Türkei ausgesprochen.

Der Reisehinweis des AA lautet momentan im Originalwortlaut wie folgt:

„Am Abend des 15. Juli 2016 kam es in Ankara und Istanbul zu einem Putschversuch, der nach Angaben der türkischen Regierung inzwischen beendet ist.

Reisenden in Istanbul und Ankara wird bis zur vollständigen Klärung der Lage weiterhin zu äußerster Vorsicht geraten. Dies gilt insbesondere auf öffentlichen Plätzen für Menschenansammlungen.

Im Zweifelsfall wird geraten, in sichere Wohnungen und Hotels zurückzukehren und die Medienberichterstattung sowie diese Reise- und Sicherheitshinweise aufmerksam zu verfolgen.

Der Flughafen Istanbul Atatürk (IST) wurde am 16. Juli wieder geöffnet, der normale Flugbetrieb wurde jedoch noch nicht wieder aufgenommen. Es ist mit erheblichen Verspätungen zu rechnen. Reisenden wird geraten, Kontakt mit ihrem Reiseveranstalter oder ihrer Fluglinie aufzunehmen.

Aus anderen Teilen des Landes, insbesondere von der Mittelmeerküste, wurden keine besonderen Ereignisse gemeldet.“

Quelle:

http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/TuerkeiSicherheit.html?nn=338384#doc336356bodyText1

Die Lage in den Touristen- und Badeorten der Türkei soll Medien- und Augenzeugenberichten zufolge „normal und ruhig“ sein. Es waren schwerpunktmäßig die Großstädte Ankara und Istanbul von den Unruhen betroffen.

Würde ich selbst derzeit in die Türkei reisen wollen?

Eine gute, schwere und berechtigte Frage …

Wahrscheinlich würde ich „nicht zwingend notwendige Reisen“ derzeit verschieben bzw. aufschieben, bis sich die undurchsichtige Lage vor Ort wieder etwas beruhigt und normalisiert hat. Zum momentanen Zeitpunkt gehe ich davon aus, dass dies allerdings noch mehrere Wochen wenn nicht gar Monate dauern kann.

Des weiteren bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen die türkische Regierung in den nächsten Tagen und in naher Zukunft noch zusätzlich ergreifen wird. Bestimmte Maßnahmen Seitens der Regierung könnten u.U. auch mehr oder weniger einen Einfluss auf die eigenen Reise- und Geschäftsaktivitäten in der Türkei haben. Hier bleibt einem also nur, die Lage zu beobachten und weiterhin abzuwarten …

Grundsätzlich würde ich Reisenden (im Urlaub oder auf Geschäftsreisen) empfehlen bestimmte Verhaltensregeln vor Ort in der Türkei zu berücksichtigen:

Meiden Sie Menschenansammlungen auf Marktplätzen, Basaren, touristischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten, Sport- und Kulturveranstaltungen und vor allem politische Veranstaltungen.

Halten Sie die Zeit, die Sie sich im öffentlichen Raum aufhalten, so gering wie irgendwie möglich. Bleiben Sie weitestgehend im Hotel oder Hotelkomplex / -ressort, sowie in den Geschäftsräumlichkeiten vor Ort.

Meiden Sie ebenfalls öffentliche Transportmittel wie Bus und Bahn und halten Sie sich von offiziellen Regierungsgebäuden, sowie militärischen und polizeilichen Einrichtungen fern; fotografieren Sie diese Einrichtungen / Gebäude nicht und vor allem auch nicht Polizei- und Militärangehörige, die derzeit das Straßenbild in Istanbul und Ankara prägen!

Seien Sie stets aufmerksam und beobachten Sie Ihr mittelbares und unmittelbares Umfeld genau. Sollte Ihnen etwas merkwürdig vorkommen, dann entfernen Sie sich sofort von Ihrem Standort.

Fahren Sie nicht über Nacht übers Land.

Halten Sie sich stets über die aktuelle Sicherheitslage auf dem Laufenden. Das Auswärtige Amt bietet Ihnen dazu einen guten ersten Überblick; zusätzlich sollten Sie allerdings auch andere (aktuelle) Medienberichterstattungen aufmerksam verfolgen oder die Dienste von spezialisierten Reisesicherheitsdienstleistern nutzen.

Sollten Sie länger in der Türkei bleiben wollen, so tragen Sie sich auf jeden Fall in die Deutschenliste der deutschen Auslandsvertretung ein.

Meiden Sie Diskussionen über die aktuelle Lage bzw. über politische Themen. Äußern Sie sich nicht, auch wenn man Sie dazu befragt bzw. wenn Dritte (Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, Fremde …) Sie in ein Gespräch verwickeln möchten.

Die vorgenannte Auflistung ist nicht vollständig! Sie dient lediglich als erste Orientierung für eine Reisevorbereitung mit dem Reiseziel Istanbul, Ankara oder der Türkei im Allgemeinen.

Hinweis: Dieser Blogbeitrag kann keine eingehende individuelle Sicherheitsanalyse und –beratung bzw. Reisevorbereitung (inkl. Sicherheitsschulung) ersetzen. Er dient lediglich zur ersten Information.