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Risiken-Frauen

Frauen reisen gefährlicher. Zu den ohnehin vorhandenen Reiserisiken kommen frauenspezifische Gefährdungen, die auch zusätzliche oder andere Prävenzionsmaßnahmen erfordern – und das nicht nur in Hochrisiko-, Dritte Welt- oder Schwellenländer.

Frauen machen mittlerweile rund 50% aller Geschäftsreisenden aus. Und mit der Zahl der Frauen, die weltweit beruflich in fremde Ländern reisen, dort dauerhaft tätig sind oder als Angehörige von Expats im Ausland leben, steigt auch die Zahl der weiblichen Verbrechensopfer. Reisende undArbeitgeber müssen sich darauf einstellen, dass die Täter in der Regel keine besondere Rücksicht auf ausländische Frauen nehmen, im Gegenteil sie werden bei Überfällen oder Entführungen oft als die „einfacheren Opfer“ gesehen. Den frauenspezifischen Risiken sollte daher neben den allgemeinen Maßnahmen zur Erhöhung der Reisesicherheit bei allen vorbereitenden Verhaltensschulungen und Informationen ein besonderes, zusätzliches Augenmerk geschenkt werden. Zu den Vorbereitungen sollte – auch männlichen – Reisenden vor Reiseantritt ein zielortspezifisches Travel Briefing an die Hand gegeben werden. Darin werden die lokalen und länderspezifischen Risiken dargestellt und mögliche Kontaktdetails (z.B. Polizei, Konsulat, Krankenhaus etc.) für den Notfall aufgeführt. Dabei sollte auch auf die wichtigsten Negativszenarien wie Krankheit, Unfall, Diebstahl von persönlichen Dokumenten und Naturkatastrophen aber auch eine Flugverspätung mit Ankunft zur Nachtzeit gehören. Auch Hinweise und Empfehlungen für den Transport im Zielland und die Wahl der Unterbringung sollten enthalten sein. Empfehlenswert ist es, auf bekannte Zwischenfälle der Vergangenheit und auf mögliche Gefährdungen durch nationale und religiöse Anlässe und Feiertage im Zeitraum der Reise hinzuweisen.

Erwägen sollte der Arbeitgeber bei höherer Gefährdungsanlage den Transport mit einem separaten Fahrdienst und gegebenenfalls dem Einsatz eines Sicherheitsbegleiters. Ratsam ist immer, einen Kontakt der Reisenden mit einem lokalen Mitarbeiter, einem Expat oder einem anderen vertrauenswürdigen Ansprechpartner vor Ort herzustellen. Die Registrierung beim Konsulat des Reiselandes sollte zielspezifisch entschieden werden, auch mit Blick auf möglicherweise korrupte Konsulatsmitarbeitern.

Sichere Unterkunft

Gewählt werden sollten Hotels mit hohem Sicherheitsstandard – in der Regel werden dies Häuser der großen Hotelketten sein. Manche Hotels verfügen auch über „Women Only Floors“, die einen zusätzlichen Schutz für allein reisende Geschäftsfrauen bieten. Diese sollten möglichst kein Zimmer am Ende eines langen Hotelflurs beziehen, wo sie im Notfall unter Umständen nicht gehört werden. Auch die unmittelbare Nähe zu einem Nottreppenhaus, das Kriminellen erfahrungsgemäß oft als Versteck und Fluchtweg dient, sollte gemieden werden. Generel empfehlenswert sind aus Sicherheitsgründen Zimmer zwischen dem zweiten und siebten Obergeschoss – sie sind von Außen für Kriminelle in der Regel nicht mehr zu erreichen, andererseits reichen Feuerwehrleitern in den meisten Ländern nicht über den siebten Stock hinaus. Größere Überlebenschancen bei Autobomben bieten Zimmer, die nicht zur Hauptfront des Hotels ausgerichtet ist.

Weibliche Reisende sollten bei der Anreise den Service des „Luggage Boy“ wahrnehmen. Dieser geht in der Regel einmal durch Zimmer oder Suite, schaltet überall das Licht ein und prüft ob alles ok ist. Sollten weibliche Reisende beim Ersteintrit in das Hotelzimmer alleine sein, so hat sich der 15-Sekunden Check in der Praxis bewährt: Hierbei geht die Reisende zu ihrem Hotelzimmer, wartet ein paar Sekunden vor der Hotelzimmertür, schaut zweimal links und rechts den Hotelflur ab und öffnet dann erst die Tür. Nun stellt die Reisende ihr Gepäck so vor die Hotelzimmertür, dass diese nicht wieder in das Türschloss fallen kann. Nun geht sie mit schnellen und bestimmten Schritten in jedes Zimmer, schaltet überall das Licht ein, schaut kurz in jeden Schrank, sowie hinter den Duschvorhang undhinter die Fenstergardinen und -vorhänge, sowie unter das Bett. Nun schließt die Reisende die Hotelzimmertür und verriegelt diese mit den vorhandenen Sicherungsmechanismen. Da Schloss und andere Türsicherungen für geübte Kriminelle keine ernsthaften Hindernisse darstellen oder Zweitschlüssel und Zutrittskarten für Täter leicht zu beschaffen sind, ist es ratsam, einen „Door-Stopper“ vor der Tür zu positionieren. Durch den Door-Stopper würde der Täter beim Eindringen erhebliche Geräusche verursachen, da die Hotelzimmertür zerstört würde. Für weibliche Reisende kann es zudem nützlich sein, einige männertypische Utensilien (z.B. Hose, Rasierer, Krawatte) im Hotelzimmer gut sichtbar zu verstreuen. So bekommen die House Keeper und sonstige Servicekräfte, etwa ein nächtlich gerufener Room-Service, den Eindruck, dass ein Mann mit im Hotelzimmer übernachtet oder anwesend ist. Auch eine laufende Dusche im Bad unterstützt diesen Eindruck gegenüber dem Room-Service. Empfehlenswert ist es auch, dem Room Service nicht den Rücken zu z umkehren und auf eine geöfnete Zimmertür – als Fluchtmöglichkeit – zu achten. Hilfreich hierfür ist es, wenn der Platz für das Essen bereits freigeräumt wurde und ein Stift für die Quittierung bereit liegt.

Sicher unterwegs

Wichtig ist das „ABC der Straße“ zu befolgen:

  • Aufmerksamkeit vermeiden! – Reisende sollten ein geringes Profil haben und nicht unnötig die Aufmerksamkeit auf sich lenken, insbesondere weibliche Reisende, die alleine unterwegs sind.
  • Besonders aufmerksam und wachsam sein! – Reisende sollten sich immer mit ihrer unmittelbaren und mittelbaren Umgebung vertraut machen, um Risiken und Gefahren bereits im voraus oder in der Entstehung zu erkennen, zum Beispiel eine bestimmte Person, die auch an wechselnden Orten immer wieder in der eigenen Umgebung bemerkt wird. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass jemand die eigenen Verhaltensmaßnahmen beobachtet, zum Beispiel zur Vorbereitung einer Straftat. Die Aufmerksamkeit dafür lässt sich schulen. In der Regel sollten Reisende dabei aber ihrem „6. Sinn“ trauen. Wenn man das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt, dann ist das in der Regel auch der Fall.
  • Chancen wahren! – Reisende sollten unberechenbar bleiben, damit mögliche Kriminelle ihre Gepflogenheiten und täglichen Aktivitäten nicht einschätzen können. Dies erschwert die Planung und damit das Risiko einer Straftat und macht die Zielperson für bestimmte Straftäter uninteressant.

 

Insbesondere für weibliche Geschäftsreisende gelten oft landesspezifische gesetzliche oder kulturelle „Do‘s“ und „Don‘ts“. In einigen Regionen, zum Beispiel dem Sudan, ist es Frauen untersagt, auf öffentlichen Straßen zu fahren oder alleine in einem Restaurant zu essen, männlichen Personen zur Begrüßung die Hand zu geben oder, wenn auch versehentlich, den Körperkontakt mit einem zu Mann haben. Der Verstoß gegen gesetzliche Regeln kann hierverheerende Folgen haben– in manchen Regionen sogar die öffentliche und zur Schau gestellte Vergewaltigung von Frauen. In anderen Kulturen, so in Ecuador, wird es, wenn sich eine Frau, zum Beispiel in einemTaxi, vorne auf den Beifahrersitz setzt, als Indiz gewertet, dass sie Sex mit dem Fahrer des Fahrzeuges haben will. Für die Unternehmen ist es deshalb wichtig, auch die besonderen Gefahren für reisende Mitarbeiterinnen im Blick zu behalten und sie auf die für sie wichtigen kulturellen und gesetzlichen Besonderheiten vorzubereiten. Natürlich sollten bei der Vorbereitung auch alljene Gefahren nicht übersehen werden, die nicht landestypisch sondern generell vorhanden sind. Mit der richtigen Vorbereitung durch maßgeschneiderte Sensibilisierungsmaßnahmen und Security Awareness Trainings können die Risiken erheblich reduziert werden – so dass auchweibliche Mitarbeiter sich auf das Wesentliche konzentrieren könne, den geschäftlichen Hintergrund der Reise.