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spionage

Aus der Globalisierung der Märkte ergeben sich umfassende Chancen, auch für deutsche Mittelständler. Dahinter verbergen sich aber auch Risiken. Der durch Wirtschaftsspionage angerichtete Schaden wird allein in Deutschland auf jährlich 50 Milliarden Euro geschätzt. Die Bundesregierung spricht von einer „akuten Kernbedrohung der deutschen Wirtschaft“. Einer kürzlich in Deutschland erschienenen Studie zufolge waren knapp 20 Prozent der befragten Unternehmen bereits Opfer von Informationsabfluss und Industriespionage. Hierbei handelte es sich in der Regel um Unternehmen mit innovativen Technologien und Know-how. Cirka drei Viertel der Befragten glaubten, dass sich das Problem Industrie- und Wirtschaftsspionage in Zukunft noch verstärken wird, doch lediglich rund ein Drittel von ihnen glaubten, dass sie selbst davon betroffen sein könnten.

Mangelndes Problembewusstsein

Der deutsche Mittelstand nimmt das Problem zurzeit noch nicht sehr ernst und verhält sich im Ereignis- bzw. Schadensfall eher passiv. Diese „Kopf-in-Sand“ – Mentalität ist sehr weit verbreitet und es wird z.T. auf mögliche Spionageangriffe aus Angst um den guten Ruf ) wenig oder überhaupt nicht reagiert. Häufig weiß der Mittelständler auch gar nicht, an wen er sich wenden soll. Cirka ein Drittel der Betroffenen gaben an, das Problem intern lösen zu wollen. Ob dieses in der Mehrheit wirklich erfolgreich praktiziert werden konnte, ist mehr als fraglich. Rund 20 Prozent der betroffenen Unternehmer nahmen sich vor, vorhandene bzw. mögliche Schwachstellen zu beheben. Dies ist allerdings aufgrund fehlender Ressourcen und mit einer Expertise in Eigenregie nur bedingt möglich. Lediglich acht Prozent der Betroffenen haben sich nach „außen“ um Hilfe bemüht, wobei sich ca. 50 Prozent an externe Berater und Experten wandten und die verbleibenden
50 Prozent die Sicherheitsbehörden alarmierten. Hierbei muss jedoch bedacht werden, dass Sicherheitsbehörden nur bedingt und zeitversetzt, je nach Zeitpunkt der Anfrage durch das jeweilige Unternehmen, beratend reagieren können und es durch diesen Zeitversatz bereits zu Sicherheitslücken innerhalb des betroffenen Unternehmens kommen kann. Hier ist gerade der Bereich Produktpiraterie und Produktkontamination für produzierende Unternehmen sowie der Know-how-Schutz ein existenzielles Thema.

Sicherheit keine Frage der Größe

Die bei kleinen und mittleren Unternehmen immer noch vorherrschende Meinung, Sicherheitsprobleme der großen Konzerne seinen nicht analog auf KMU´s zu übernehmen, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Für international und global agierende Unternehmen, egal welcher Größenordnung, gelten die gleichen, zumindest aber ähnliche Sicherheitsanforderungen entsprechend dem jeweiligen Tätigkeitsfeld des Unternehmens. Kriminelle Elemente und z.T. auch staatliche Strukturen unterscheiden naturgemäß nicht nach der Größe eines Unternehmens, sondern vielmehr nach der Herkunft

Es ist also für jedes Unternehmen wichtig, sich frühzeitig vor Entscheidungen zur Teilnahme an der Globalisierung und zur Expansion im Ausland durch eine eingehende und fundierte Beratung über die jeweilig vorherrschende Situation vor Ort zu informieren.

Auch ein innerhalb des Unternehmens implementiertes Risiko- und Krisenmanagement sollte zu den üblichen Standards eines jeden international und global agierenden Unternehmens gehören. Unterschieden werden muss jedoch zwangsläufig, in welcher Größenordnung Sicherheitsfunktionen in das jeweilige Unternehmen integriert und gepflegt werden können. Während Unternehmen, die auf Konzernebene agieren, in den überwiegenden Fällen über umfassende „in House“–Lösungen in Form von eigenen Abteilungen für die Unternehmens- und Konzernsicherheit verfügen, so ist ein derartiger Aufwand für KMU´s in der Regel nicht realisierbar und / oder auch nicht erforderlich.

„China – Land der unbegrenzten Plagiate“

Der DIHK schätzt den volkswirtschaftlichen Gesamtschaden durch Produktpiraterie und Produktfälschungen auf ca. 30 Milliarden Euro jährlich – nur auf die Bundesrepublik Deutschland bezogen. Schätzungsweise 70.000 – 100.000 vernichtete Arbeitsplätze in Deutschland gehen auf das Konto der Produktfälscher. Einer Studie zufolge stammen ca. 70 Prozent aller an den Außengrenzen der EU beschlagnahmten Plagiate von chinesischen Fälschern. Das Motiv der Fälscher ist denkbar einfach und logisch: Fälschen und kopieren ist billiger als
forschen und selbst entwickeln! Innenstaatssekretär August Hanning spricht davon, dass „Diebstahl statt Forschung die Produktionskosten erheblich senkt und die Wettbewerbsfähigkeit erhöht“. Weit verbreitet herrscht in der Industrie noch der Irrglaube, dass Plagiate minderwertig seien und keine wirkliche Gefahr darstellen. Diese Zeiten sind schon lange vorbei. Plagiate werden heutzutage z.T. auf höchstem Niveau hergestellt und stehen den
Originalen häufig in Qualität und Ausführung in fast nichts nach. Sie sind nicht selten selbst für Experten nicht bzw. kaum voneinander zu unterscheiden. Hierzu muss man wissen, dass das Land des Lächelns und die „freundlichen“ Geschäfts gebaren der chinesischen Joint Venture- und Geschäft partner mehr Mittel zum Zweck sind als ernst gemeinte Freundlichkeiten. Der gemeinsame Besuch von Karaoke-Bars und Trinkgelage, aufwendige Essen und Bankette sowie Lob, Schmeicheleien und Geschenke werden in keinem anderen Land der Welt so sehr als Köder verwendet wie in China. Wie soll man sich nun verhalten? Soll man sich als Mittelständler von China fernhalten? Diese Vorgehensweise ist sicherlich nicht praktikabel, zumal eine Vielzahl von Unternehmen Opfer von chinesischen Produktfälschern geworden sind, obwohl diese in China nicht produzieren oder geschäft – lich tätig sind. Hierzu langt es oft schon, sich öffentlich (z.B. auf Messen, Kongressen und Fachtagungen) mit dem eigenen Know-how zu präsentieren, um so die Aufmerksamkeit der (chinesischen) Produktfälscher auf sich zu ziehen. Unterm Strich lässt sich sagen, dass ein umfassender Know-how-Schutz sowie präventive Sicherheitskonzepte und Vorkehrungen unerlässlich für ein Engagement in China sind, will man nicht am Ende sein „blaues Wunder“ erleben.

Russland – Chancen und Risiken

Man muss schon sehr ordentlich seine Hausaufgaben machen, will man Geschäft e in Russland
tätigen. Allerdings ist es unerlässlich, sich zusätzlich des Rates von Russlandberatern und
-experten zu bedienen. Diese verfügen über wichtige örtliche Kontakte und Netzwerke sowie über wertvolle Kenntnisse des russischen Marktes und seiner Besonderheiten.

Die Vorabüberprüfung von lokalen Dienstleistern, Zulieferern, Partnern und Mitarbeitern ist ein Muss, will man nicht die „Katze im Sack kaufen“. Leider wird dieses in der Praxis allzu häufi g versäumt. Diesen Kardinalfehler machen nicht nur KMU´s, sondern auch große Konzerne. Ein Kollege sagte einmal: „Wenn man nicht weiß, mit wem man abends ins Bett geht, dann darf man sich nicht wundern, wer morgens neben einem im Bett aufwacht.“ Diese Aussage trifft den Nagel auf den Kopf. Dabei gibt es eine einfache Faustregel in der Praxis: Die Überprüfung von Partnern, Zulieferern, Mitarbeitern und externen Dienstleistern hat einen besonderen Stellenwert im Heimatland und sollte mit dem Faktor 3 für Russland angegangen werden. Es ist verwunderlich, dass viele deutsche Unternehmen z.T. sorgfältiger ihre Geschäft spartner im Heimatland überprüfen und durchleuchten, als in Russland. Sicherlich ist es einfacher und günstiger, dieses in der Heimat zu tun, als in Russland, doch die Investition wird sich rentieren bzw. die Nichtinvestition früher oder später rächen. Dann ist es aber bereits zu spät und eine Lösung des Problems wesentlich kostenintensiver und aufwändiger als die notwendige Präventivmaßnahme.